Mit dem 1. Tischri, welches aber der 7. Monat des jüdischen Kalenders ist, beginnt im Herbst jedes Jahr die Zählung eines neuen jüdischen Jahres. Schon den ganzen Monat zuvor, im Elul haben wir uns auf diese Zeit vorbereitet. Es gibt besondere Gebete und Gedanken und wir hören bereits seit dem Elul den Ton des Schofars. Rosh Ha Shana ist ein sehr freudvolles Fest, wir feiern das Leben in allen Facetten und erinnern uns gleichzeitig, woher es kommt und wie sorgsam wir es pflegen müssen. Wir sind voller Dank, dass wir hier sind und erkennen den Zyklus der Jahre und Generationen, die sich reihen und wissen doch um die Einzigartigkeit jedes Momentes und jedes Jahres. Wir werden uns unserer Verantwortung bewusst.
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Der Sinai wurde grün in der Anwesenheit des EWIGEN
Es ist ein Brauch an Shavuot die Synagogen grün zu schmücken, mit jungen Bäumen, grünen Pflanzen und auch Blumen.
Megillat Ruth
Traditionell wird an Shavuot das Buch Ruth gelesen. Es ist die Geschichte der Konvertitin Ruth, die ihre Schwiegermutter nicht alleine lässt - wo du hin gehst will auch ich hingehen - am Ende der Reise Boas, einen Verwandten von Ruth heiratet und vollständig in das Volk aufgenommen wird und sogar die Stammmutter König Davids werden wird.
Süße Milchspeisen
Süße Milchspeisen wie Käsekuchen, Quarkspeisen, Pfannkuchen mit Füllung etc werden an Shavuot gerne gegessen. Süß wie Milch und Honig ist nicht nur das Land sondern auch die Tora und das Lernen.
Chag Ha Bikkurim
Shavuot ist auch das Fest der Erstlingsfrüchte, der ersten Weizenernte und vieler anderer ersten Fruchternten.
Tikkun Leijl Shavuot
Lernen in der Shavuotnacht
Chag Matan Tora -
Fest der Gabe der Tora
Je nach Brauch und Möglichkeit wird unterschiedlich lange am Abend oder auch fast die ganze Nacht Tora gelernt und diskutiert . Wenn man es schafft bis zum Morgen, beginnt der Morgen von Shavuot mit einem schönen Sonnenaufgang.
Shavuot = Wochen = Wochenfest
Shavuot wird nicht nur religiös gefeiert. Einige erste Ernten und Früchte sind reif. Es ist kurz vor Sommer. Es wird draußen gefeiert, in weißer Kleidung und oft mit Paraden, in denen die ersten Früchte, die ersten Lämmer, aber auch mal die neugeborenen Kinder dieses Jahres gezeigt und gefeiert werden.
Sieben Wochen nach Pessach und nach dem Zählen der Omerzeit, Ankommen am Sinai. Dort lagern alle und Moshe geht auf den Berg und kommt mit dem Original der Zehn Gebote/Zehn Wörter auf zwei Steintafeln zurück.
Das Volk bat vorher darum Moshe möge mit dem EWIGEN diese Dinge besprechen und bringen. Sie waren zu überwältigt von der Präsenz des GÖTTLICHEN. Diese Zehn Aussagen sind auch eine Art Kurzversion der Komplexität des Monotheismus und der jüdischen Sozialethik , als praktischer und moralischer Grundlage des Zusammenlebens als Volk, als Nation, als Schicksalsgemeinschaft.
(1.) Ich bin der Ewige, dein Gott, der ich dich aus dem Lande Ägypten geführt habe, aus dem Hause der Sklaven.
(2.) Es seien dir keine anderen Götter vor meinem Angesichte.
(3.) Sprich nicht den Namen des Ewigen, deines Gottes, zum Vergeblichen aus.
(4.) Gedenke des Shabbattages, ihn zu heiligen.
(5.) Ehre deinen Vater und deine Mutter, dass deine Tage lang werden auf dem Erdreiche, das der ewige, dein Gott, dir gibt.
(6.) Morde nicht,
(7.) begehe keinen Ehebruch,
(8.) stiehl nicht,
(9.) sage gegen deinen Nächsten kein falsches Zeugnis aus.
(10.) Begehre nicht das Haus deines Nächsten, begehre nicht das Weib deines Nächsten, seinen Knecht, seinen Ochsen, seinen Esel und alles, was deinem Nächsten gehört.“
Die 10 Wörter-10 Gebote legen eine Grundlage, auf der sich unter anderem, nicht nur, eine umfangreiche Geschichte ihrer Auslegung und Einordnung bis heute fortlaufend entwickelt hat. Man sagt, die ganze Tora ist schon in ihnen enthalten. Tatsächlich ist es komplizierter, denn es geht nicht alleine um den schriftlichen Text, als vielmehr seiner Interpretation und seinem Verstehen in jeder Generation.
Die ersten fünf Regeln betreffen das Verhältnis zum GÖTTLICHEN direkt. Auch der Shabbat, der als Geschenk und Angebot des EWIGEN gesehen wird, analog am siebten Tag, für die Menschen in einer besonderen Form inne zu halten, andere Aspekte zu setzen, einen Tag in der Woche, genau diesen einen Tag.
Die Regeln 5 bis 10 betreffen das Verhalten der Menschen untereinander. Sie sind keine Rechtsgrundsätze, sondern Grundlagenaussagen, die in ihrer jeweiligen Anwendung zu verstehen und auszulegen sind. Im Kern begründen sie wesentliche Teile jüdischer Sozialethik, aber diese geht weit über den Kern hinaus.
Pessach
Pessach das Fest der Befreiung ist vor allem auch ein Fest der tausend Fragen und Hoffnungen unser Leben frei und würdevoll zu leben. Dies bezieht sich keineswegs nur auf die Zeit in der Antike, sondern muss in jeder Generation neu beantwortet und als Volk, wie auch als individueller Mensch entdeckt und gelebt werden. Jeder Mensch findet individuell seine Freiheit zwischen der Verpflichtung für alle und der Verpflichtung seinem Gewissen und dem GÖTTLICHEN gegenüber.
Sederabend
Seder bedeutet Ordnung. Das Essen am Sederabend erfolgt in einer festgelegten Reihenfolge mit vielen sehr symbolischen Speisen. Während des Essens wird sowohl der Versklavung des Volkes in Ägypten gedacht, aber auch der Schöpfung und dem damit verbundenen Auftrag, sie zu bewahren. Zuvor aber wird nach allen Resten von Sauerteig in Form von Brot und anderen entsprechenden Lebensmitteln gesucht, alles gesammelt und dann verbrannt. Dies dient auch der Anerkennung der besonderen Ernährungssituation während des Auszuges und der Befreiung. Das wichtigste Element des Seder ist die Weitergabe der Geschichte der Befreiung an die nächsten Generationen und ein Gefühl dafür zu entwickeln, so als wäre jeder und jede unmittelbar selber dabei gewesen.
Essen
Das Essen folgt einer festen Reihenfolge mit einem Text-Lieder-Gebetbuch, der Haggada. Es gibt kein reguläres Brot, sondern Matzah, eine Art Knäckebrot, das Brot der Armut.
. Auf dem Sederteller liegen: ein Knochen und ein Ei, Karpas (Erdgemüse wie Radieschen oder Kartoffel) ,Salzwasser, Chaseret (Bitterkraut wie Petersilie), Charosset (eine Paste aus Feigen, Datteln, oder Äpfeln, Nüssen, Mandeln, Zimt) und 4 Gläser Wein und natürlich Matzah
Das Matzah steht für die Fluchtsituation. Der Lammknochen erinnert an das Pessachopfer, das Ei an die Festtagsopfer im Tempel. Das Erdgemüse erinnert an die harte Arbeit in Ägypten, mühsam musste die Ernährung erarbeitet werden, das Bitterkraut an die bittere Zeit der Sklaverei, das Salzwasser an die damit verbundenen Tränen und das Charosset an die Lehmziegel, die hergestellt werden mussten. Die vier Gläser stehen nacheinander für je einen besonderen Aspekt der Erlösung/Befreiung.
Das festliche Abendessen in der Mitte des Seders erinnert an das erste Essen in Freiheit. Man ißt bequem.
Auf der Flucht
Die Flucht war voller Hindernisse und in großer Eile. Immer wieder sah es so aus, als wäre es soweit und immer wieder, bis zum Sterben der erstgeborenen Ägypter, änderte Pharao seine Meinung wieder. Selbst als nach der Nacht des Sterbens der Erstgeborenen und der Verschonung der Israeliten durch das Vorbeischreiten des Todesengels an ihren Hütten, der Auszug tatsächlich begonnen hatte, war große Eile geboten. Daher gibt es das besondere Brot, die Matzah, ein Brot, dass keine Zeit zur Gärung hatte und nur kurz erhitzt werden konnte, um den Teig zu konservieren und essbar zu machen. Das Volk war nicht weit gekommen, als Pharao gemeinsam mit seinem Heer zur Verfolgung ansetzte. Die Entscheidung fiel am Schilfmeer. Nach der Überlieferung öffnete Moshe mit der Hilfe des EWIGEN einen trockenen Weg durch das Meer. Für die Ägypter jedoch war dieser Weg verschlossen, da das Meer zurück kam und den Weg wieder flutete, als Pharao sich mit seinen Soldaten ohne Aussicht auf Rückkehr mitten im Meer befand.
10 Plagen
Blut (דָּם )
Frösche (צְפַרְדֵּעִים )
Stechmücken (כִּנִּים)
Stechfliegen (עָרֹב ) Ungeziefer
Viehpest (דֶּבֶר) Beulenpest
Schwarze Blattern (שְׁחִין אֲבַעְבֻּעֹת פֹּרֵחַ)
Hagel (בָּרָד)
Heuschrecken (אַרְבֶּה )
Finsternis (חֹשֶׁךְ)
Tod aller Erstgeborenen (מֵת כָל־בְּכוֹר)
Freiheit
Nach Durchqueren des Schilfmeeres und nachdem sie gesehen hatten, dass sie nicht mehr verfolgt werden konnten begann Miriam die Prophetin und Schwester Moshes und Aharons gemeinsam mit den Frauen zu tanzen und zu musizieren in Freude und Dankbarkeit über die gelungene Flucht.
Dann allerdings beginnt der 40 jährige mühsame Weg durch die Wüste mit dem Ziel als ein Volk, eine Nation herauszufinden, wie die neue Freiheit aussehen sollte und auf welchen Normen und Regeln sie basieren würde. Bis auf wenige Ausnahmen, gelangen nur Menschen der nächsten Generation, die nicht in der Sklaverei geboren und aufgewachsen waren später in das versprochene Land ans Ziel der Flucht.
In diese Zeit fällt auch die Gabe der Tora am Sinai als Grundlage für das künftige Zusammenleben. Mit der Tora wird nicht nur die Einzigartigkeit und Einmaligkeit des GÖTTLICHEN betont und die Konsequenzen, die sich daraus ergeben, sondern auch die Grundlage für die fortan sich entfaltende jüdische Sozialethik gelegt.
Wozu frei sein?
Der unmittelbar genannte Grund für die Befreiung ist, die Möglichkeit zu haben, eine Entscheidung zum Bund mit dem EWIGEN eingehen zu können. Diese Entscheidung ist nicht möglich in Unfreiheit.
Am Brennenden Dornbusch: "Ich werde da sein, als der ich da sein werde." (Ex 3,6) Hier wird bereits ein Prozess einer persönlichen Beziehung beschrieben.
"..und ich will euch nehmen mir zum Volke und ich will euch zum Gotte sein, dass ihr erkennet, das ich der EWIGE euer Gott bin, der euch herausführt..." (Ex 6,7)
Pessach fordert aber vor allem auf für jede und jeden in jeder Generation selber herauszufinden und zu definieren, was Freiheit und Erlösung individuell bedeuten kann. Das Fest bietet den Rahmen generationenübergreifend darüber ins Gespräch zu kommen und diese Fragen in die eigene Persönlichkeitsbildung mit aufzunehmen. Es bildet ein wesentliches Konstitutiv für das Judentum in all seinen Facetten.
Pessach ist aber auch das Fest der ersten Getreideernte und markiert den Beginn des Frühlings. Nissan ist in der Zählung der 1. Monat, auch wenn das jüdische Jahr zu Beginn des 7. Monats beginnt.